ANGEBOT UND NACHFRAGE AN "GLOBAL-LIQUIDS" BIS 2035

Am 11. September 2013 zeigte George Kirkland, Vizepräsident von Chevron auf der Barclays CEO Energy Conference eine verblüffende Abbildung mit dem Titel "Angebot und Nachfage von Global Liquids" in der bezeichnenderweise "Brennstoffversorgung des Wirtschaftswachstums " genannten Präsentation. Darauf war ein steiles Abfallen der konventionellen Erdölförderung ab 2010 zu sehen.

Nun haben Jörn Schwarz und Alexandre de Robaulx de Beaurieux die Abbildung auf Seite 4 des PDFs digitalisiert und dadurch die exakten Förderraten ablesen können. Die Förderrate der "Global Liquids" betrug somit 86,5 Millionen Fass pro Tag [MBPD] im Jahr 2010, wobei die globale Förderrate von Rohöl + Kondensaten [exklusive anderer "Liquids"] bei -5,24% jährlichem Förderabfall bis ins Jahr 2035 auf 39,5 MBPD absinkt. Die "Anderen Liquids" [wie Natural Gas Liquids, Gas-to-Liquids, Coal-to-Liquids, Biotreibstoffe und Raffineriegewinne] steigen dabei linear bis 2035 um 0,29 MBPD pro Jahr auf 19,5 MBPD an. Jedoch sinkt die Förderrate von Rohöl + Kondensate + "Andere Liquids" exponentiell um insgesamt -3,1% pro Jahr.

ASPO Deutschland // CC BY 2.0

Um nun den projizierten, globalen Bedarf an "Global Liquids" bis 2035 zu decken, müssten bei einem annäherd linearen, jährlichen Zuwachs der Nachfrage von 0,93 MBPD insgesamt 109,9 Millionen Fass pro Tag im Jahr 2035 an "Global Liquids" gefördert werden. Dies entspricht von 2010 bis 2035 einer Neuproduktion von 389,6 Milliarden Fass - eine Fördermenge, welche laut Chevrons eigener Aussage aus "zunehmend komplexeren Lagerstätten" kommen müsste, und wofür "7 bis 10 Billionen Dollar an zusätzlichen Investitionen" nötig wären. Und diese Neuproduktion hat es in sich, wie die rechte Grafik zeigt, bei der nur die Reihenfolge der Förderbereiche geändert und die Neuproduktion unten dargestellt ist. Es zeigt sich dadurch, dass diese erhoffte Neuproduktion anfänglich extrem steil ansteigt - mit einer Wachstumsrate von illusorischen 132% im Jahr 2012 - um die projizierte Nachfrage zu decken.

ASPO Deutschland // CC BY 2.0

Ein solches Verhalten entspricht jedoch keinem normalen Wachstumsgesetz, sondern ist nur dann möglich, wenn die ganze Kette von Förder-, Transport- und Verarbeitungseinrichtungen bereits exisitiert und lediglich in Betrieb genommen werden muss. Es existiert aber noch nichts, was einfach in Betrieb genommen werden kann. Und bis dahin wird es noch Jahre dauern. Der Vizepräsident von Chevron hat damit lediglich vorgestellt, wie hoch die Neuproduktion sein muss, um die Brennstoffversorgung einer bis ins Jahr 2035 fiktiv wachsenden Weltwirtschaft sicherzustellen. Aus diesem Grund ist diese Folie in seiner Präsentation auch überschrieben mit "Signifikante Neuproduktion erforderlich". Dies kann nicht anders als ein kodiertes Zugeständnis von Chevron zum überschrittenen Peak Oil verstanden werden. Angesichts geologischer, thermodynamischer, technologischer, ökonomischer und geopolitischer Grenzen der Ölproduktion kann die erhoffte Neuproduktion als reines Wunschdenken gewertet werden.

Zum Diagramm "Angebot & Nachfrage an 'Global Liquids' bis 2035" von Jörn Schwarz und Alexandre de Robaulx de Beaurieux in voller Auflösung, erschienen auf ASPO Deutschland (30. September 2013) »

Zum Datengrundlage des Diagramms "Angebot & Nachfrage an 'Global Liquids' bis 2035" von Jörn Schwarz und Alexandre de Robaulx de Beaurieux als Tabellenkalkulation, erschienen auf ASPO Deutschland (30. September 2013) »

Anmerkung: die Tabellenkalkulation sollte zur korrekten Darstellung der eingebetteten Diagramme lokal heruntergeladen und in Libreoffice o.ä. betrachtet werden.

Zur Präsentation von George Kirkland, Chevron Vice Chairman & Executive Vice President Upstream, Barclays CEO Energy Conference, New York (11. September 2013) »

Zum Beitrag auf ASPO Deutschland "Fueling Economic Growth" (28. September 2013)